Felix Mendelssohn Bartholdy „ELIAS“
Sonntag, 24. November 2024, 18 Uhr
Katholische Kirche Mariä Heimsuchung Höhn
Felix Mendelssohn (1809-1847)
Elias
Oratorium nach Worten des Alten Testaments
für Soli, Chor und Orchester op. 70
Gabriele Hierdeis, Sopran
Birgit Schmickler, Alt
David Schläger, Tenor
Emanuel Fluck, Bass
Neues Rheinisches Kammerorchester Köln
Vox Humana Ensemble
Dekanatskantor Christoph Rethmeier
Vox Humana führt Mendelssohns „Elias“ auf
Chor des Evangelischen Dekanats Westerwald um Kantor Christoph Rethmeier harmoniert mit Solisten und Orchester
Von Angela Baumeier
Höhn. Bravo! Was Dekanatskantor Christoph Rethmeier mit der Aufführung des biblischen Oratoriums Elias von Felix Mendelssohn-Bartholdy in der katholischen Kirche Mariä Heimsuchung Höhn gelungen ist, war gewaltig und emotional aufrüttelnd. Mit einem Laienchor sich an so ein Mammutwerk zu wagen, dazu bedarf es Mut- und harte Probearbeit. Das Ergebnis war eine begeisternde Interpretation auf hohem künstlerischen Niveau. Das Vox Humana Ensemble, der Chor des Evangelischen Dekanats Westerwald, harmonierte dabei bestens mit den Solisten und dem Neuen Rheinischen Kammerorchester Köln.
Felix Mendelssohn-Bartholdys Oratorium Elias ist eines der bedeutendsten Werke der romantischen Chormusik. Es erzählt die dramatische Geschichte des Propheten Elias aus dem Alten Testament, der sich den falschen Propheten der damaligen Zeit und dem Unglauben des Volkes Israel entgegenstellt. Dem begnadeten Komponisten ist es dabei meisterhaft gelungen, die dramatischen Ereignisse, die inneren Konflikte von Elias und die tiefe Spiritualität der Geschichte in Musik umzusetzen.
Zumutung im besten Sinne
Allein schon die Aufführungsdauer stellt dabei eine Zumutung im besten Sinne des Wortes für die Akteure und die Zuhörer dar. Eine Zumutung ist auch die Geschichte, die erzählt wird. Sie lässt die großen existenziellen Fragen, Nöte und Herausforderungen aufklingen, die teilweise erschreckend aktuell sind. Etwa die Ausgangssituation, in der flehentlich um Regen gebeten wird. Oder die Sinnfrage des Lebens, verbunden mit dem verzweifelten Ringen um Glaubensstärke in aller Not. Der Dekanatschor meisterte auch die schwierigen Passagen ausdrucksstark. Dabei wurde erlebbar, dass der Besuch eines Konzertes allemal das Hören per CD oder mit anderen Medien atmosphärisch toppt. Zu spüren, mit welcher Begeisterung und inneren Anteilnahme dieser Laienchor unter Rethmeier das Werk meisterte, war ein großes Vergnügen. Zumal Vox Humana auch durch ein ausgewogenen Stimmklang besticht, also über geschulte Frauen und Männerstimmen verfügt.
Gefeiert wurden an diesem Abend auch die Solisten, allen voran Bariton Emanuel Fluck, welcher die Basspartie des Elias unglaublich schön und ausdrucksstark sang. Ebenso beeindruckten Sopranistin Gabriele Hierdeis, Altistin Birgit Schmickler und Tenor David Schläger. Das Solistenensemble wurde komplettiert durch Theresia und Rosalie Kühn (Sopran, Alt), die der Mädchenkantorei am Limburger Dom angehören. Mit dem „Neuen Rheinischen Kammerorchester“ Köln hat Rethmeier in den vergangenen Jahren eine gute und erfolgreiche Zusammenarbeit entwickelt. Auch an diesem Abend in Höhn konzertierten die Instrumentalisten aufs Beste und folgten dem Dirigenten in Tempi und Dynamik sensibel.
Spannungsbogen aufgebaut
Rethmeier baute vom ersten Ton an einen Spannungsbogen auf, der dem Geschehen des Oratoriums gerecht wurde, und nutzte dabei explizit auch gehaltene Pausen, um die Dramatik zu unterstreichen. Ein Blick auf die bereits gegebenen Konzerte von Vox Humana zeigt, dass sich das Ensemble unter Rethmeier bereits an viele der großen musikalischen Werke wagte und diese erfolgreich aufführte. Mit dem Elias, welches der Chor schon einmal sang (2005), ist dem Dekanatskantor erneut ein musikalisches Ausrufungszeichen gelungen. Mendelssohns Musik lebt dabei auch von Tonmalerei: Da brausen Stürme, gibt es Erdbeben und Wasserfluten, deren elementare Wucht in diesem Konzert hörbar wurden. Neben den Naturgewalten sind es die expressiven Gefühle, die berührten – etwa als der Chor „Baal, erhöre uns“ sang. Und nicht zuletzt bezauberten die feinen, fast zärtlichen musikalischen Passagen mit lyrischer Stimmführung, wunderbar von den Solisten interpretiert. Als der letzte Ton verklungen, der Schlusschor gesungen war, verharrte Rethmeier mit·erhobenem Taktstock und ließ so Raum, dass sich das soeben Gehörte setzen konnte. Dann brandete der Beifall los, minutenlang feierten die Zuhörer alle Akteure. Gleich mehrfach war danach von Konzertbesuchern das Wort „gewaltig“ zu hören.
Westerwälder Zeitung, 26. November 2024