J.S. Bach, Markus-Passion (Grychtolik)
Sonntag, 14. April 2019
Kath. Kirche Mariä Heimsuchung Höhn
Johann Sebastian Bach (1685-1750)
Markus-Passion – BWV 247
als Gesamtrekonstruktion nach den Textfassungen von 1731 und 1744
herausgegeben von Alexander Ferdinand Grychtolik
Katharina Färber, Sopran
Matthias Lucht, Altus
Sören Richer, Tenor – Evangelist und Arien
Christoph Kögel, Bass – Soliloquenten und Arien
Rolf A. Scheider, Bass – Christus
Cappella Confluentes Koblenz auf historischen Instrumenten
Vox Humana Ensemble
Dekanatskantor Christoph Rethmeier
Markus-Passion begleitet Zuhörer in die Karwoche
Emotionale Interpretation des Bachwerkes wird in Höhn mit Jubel belohnt
Höhn. Mit Beifallsstürmen applaudierten die Zuhörer minutenlang, kaum dass Dekanatskantor Christoph Rethmeier den Taktstock gesenkt hatte und damit den Schlusspunkt unter eine berührende Aufführung der Markus-Passion von Johann Sebastian Bach setzte. Jubel brandete empor, als die Sänger sich verbeugten, gefeiert wurde dabei insbesondere Tenor Sören Richter (Evangelist und Arien). Ebenso zollte das Konzertpublikum dem Cappella Confluentes Koblenz und den Sängern des Vox Humana Ensembles kräftigen Beifall. Es dankte damit gebührend für ein musikalisches Erlebnis unter der Gesamtleitung des Dekanatskantors, das die Zuhörer stärkte und innerlich bereit machte auf den Weg in die Karwoche.
Mit der Markus-Passion hat sich Rethmeier erneut an ein musikalisches Werk gewagt, das so in der Region selten zu hören ist. Aufgeführt wurde es in einer von Alexander Ferdinand Grychtolik rekonstruierten Fassung. Die Passion stellt an Laiensänger höchste Ansprüche. Vox Humana profitierte dabei hörbar von seinen Erfahrungen, die es bei der Aufführung verschiedener klassischer Werke bereits gesammelt hat, beispielsweise mit Bachs Weihnachtsoratorium, Haydns Schöpfung und Mendelssohn Bartholdys „Paulus“.
Dass mit Capella Confluentes Koblenz dabei ein Profiorchester engagiert war, das mit historischen Instrumenten spielte, gab dem Gesamtklang eine besondere, faszinierende Note. Versiert musizierten die Instrumentalisten, folgten dem zügigen Dirigat Rethmeiers genau und seiner aus Ausdrucksstärke setzenden Interpretation. Wie empfindlich die historischen Instrumente sind, zeigte sich zwischen dem ersten und zweiten Teil der Passion, als die Musiker minutenlang ihre Instrumente nachstimmten – was dem Publikum zum einen eine Atempause in dem dramatischen Geschehen gönnte und zugleich zu einem feinen Hörvergnügen wurde.
Die Markus-Passion ist ein Werk, das die Zuhörer mitten in das Zentrum christlichen Glaubens mitnimmt. Glaubensstärke drückte beispielsweise die berührend schön gesungene Arie „Angenehmes Mordgeschrei“ der jungen Sopranistin Katharina Färber aus, die mit ihrer jugendlichen, ausdrucksstarken Stimme die Zuhörer in ihren Bann zog. Bevor sie ihre Arie anstimmte, legte Rethmeier nach dem Chorus „Kreuzige Ihn! Eine dramaturgische Pause ein. Ebenso beeindruckend war es, wie Sören Richter den Evangelisten gab: Zu Recht wurde er für diese künstlerische Leistung bejubelt. Ihm ebenbürtig waren die Bassisten Rolf A. Scheider und Christoph Kögel mit ihren volltönenden, modulationsreichen Stimmen. Einen besonderen Akzent setzte zudem der Countertenor Matthias Lucht (Altus).
Das Vox Humana Ensemble hat sich mehr als vier Monate intensiv auf diese Aufführung vorbereitet. Sicher und mit einem ausgewogenen Klang interpretierte es Choräle wie „Wach auf, oh Mensch, vom Sündenschlaf“ oder „Was Menschen Kraft und Witz anfäht“, was besonders hervorzuheben ist, da auch dieser Chor gut und gerne einige Tenöre und Bässe mehr bräuchte. Wie schwierig und anspruchsvoll der Part ist, den die Sänger zu leisten hatten, zeigte sich bei dem Chor „Er hat andern geholfen und kann ihm selber nicht helfen“.
Gerade weil die Markus-Passion nicht so populär wie die Johannes- und die Matthäuspassion von Bach ist, war diese Aufführung in der katholischen Kirche Maria Heimsuchung Höhn ein Geschenk. Bachs Musik zu hören, das bringt Klarheit und richtet innerlich aus. Damit war das Konzert eine ideale Vorbereitung auf das Osterfest.
Angela Baumeier, Westerwälder Zeitung 16.04.2019